FaustAnimation

Entstehungssgeschichte der Animationssequenzen zu Philipp Hochhausers Spielfilm "FAUST", geschrieben von Animationsregisseur Benjamin Swiczinsky

Mittwoch, Juli 05, 2006

VOLLENDUNG DER JUNGER FAUST/JUNGE HEXE-SZENE:

SO, endlich geschaft! Heute, am dritten Tag habe ich mich zwar an nur einer einzigen Einstellung zugewandt, aber die war dafür sicherlich die schwierigste in dieser Szene und auch eine der schwierigsten Szenen des ganzen Films.

Wieso?

Grund 1: In der Szene berührt die junge Hexe den noch realen Faust, woraufhin sich dieser zur Zeichentrickfigur verwandelt. D.h. ich musste Real- und Animationsbild aufeinander abstimmen. Das machte ich indem ich Frames aus der realen Green-Box-Aufnahme ausdruckte und sie am Leuchttisch schematisch durchzeichnete. Diese Schemen dienten mir dann wiederum als Anhaltspunkte für meine Animation.

Grund 2: Der weibliche Gang. Für jeden (zumindest heterosexuellen männlichen) Animator ist es immer ein Genuss und eine Herausforderung eine wohlproportionierte nackte Frau zu animieren, da die Teile die euine Frau eben zur Frau machen alle zeitverzögert nachwippen. Doch das ist nicht alles. Die meisten Frauen haben eben noch den bekannten Hüftschwung und viele setzten einen Fuß vor den anderen (im Gegensatz dazu: männliche Charaktere, bei denen die Füße nebeneinander hergehen).

Das ganze dürfte also etwas schwieriger werden, weswegen ich in Richard Williams Animatoren-Bibel im WALK-Kapitzel nachschlage. Dort stoße ich auf folgendes einleitendes Zitat:

„…WALKS ARE ABOUT THE TOUGHEST THING TO DO RIGHT“(Ken Harris, Animator)

...na super! Im Buch gibt es ziemlich viele Gangarten zum kopieren, aber leider kaum weibliche Gänge (nur eine Seite)

Also von wo soll ich jetzt einen gescheiten verführerischen weiblichen Gang herbekommen? Natürlich! Bei einer der größten Verführerin des Kinos. Ich schaue mir Marilyn Monroe in Ausschnitten von „Some like it Hot!“ an. Darin findet sich auch in der Bahnhofsszene ein schöner Hüftschwung zum analysieren ;-)

Grund 3: Die beiden Charaktere beginnen sich am Ende der Szene zu drehen. Räumliche Drehungen zu zeichnen ist immer ein bisschen haglich. Gottseidank ist es eine ziemlich schnelle Bewegung. Da kann man immer etwas schummeln.

Naja, wie auch immer: Jetzt ist es nacht und ich hab die Szene VOLLENDET…nach nur 3 Tagen Arbeitszeit

SCHULTERKLOPFKLOPF….